Für den entschuldigten Michael Feßler nahm Hans Wallner (beide CSU), für Karina Dingler Peter Fischer (beide ÜWG) und für Sonja Werner Gaby Rau (beide die Grünen) teil.
Anerkennung der Gästekarten im öffentlichen Nahverkehr MVV
Als Erstes kam die Anerkennung der Gästekarten im öffentlichen Nahverkehr des Münchner Verkehrsbund (MVV) zur Sprache. Wie Erster Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) ausführte, sei der Landkreis Rosenheim im Dezember 2023 diesem beigetreten. Die Gemeinde habe im April 2024 einen Vertrag zur Anerkennung der Gästekarten geschlossen. Der MVV habe nun zur Vereinfachung zwei Modelle für 2026 angeboten. Die erste Variante beinhalte vier Zonen, die zweite die Zonen fünf bis zwölf. Dabei wäre ein Alpenbus von Rosenheim über Feilnbach, Miesbach bis Bad Tölz sowie die Fahrt nach Garmisch-Partenkirchen enthalten. Variante 1 würde rund 43.000 Euro kosten, Variante 2 knapp 54.000 Euro pro Jahr. Die Verwaltung plädiere für die zweite Variante, damit würden sämtliche touristische Bereiche außerhalb Münchens abgedeckt. Der Leiter der Tourist-Info Florian Tatzel sagte, dies wäre eine wichtige Attraktivitäts-Steigerung für die Gäste.
Diskurs im Gremium
Kersten Lahl (BfP) meinte, dass sich Garmisch-Partenkirchen nicht für einen Tagesausflug eigne, sondern die Anbindung an Aschau, Sachrang, Rosenheim, Bernau und Bad Endorf sei wichtig. Dem widersprach der Geschäftsleiter Donat Steindlmüller, indem er sagte, Tagesausflüge würden oft 100 bis 150 Kilometer betragen. Ulrich Steiner (Die Grünen) teilte die Bedenken von Kersten Lahl und fragte, ob man Zahlenmaterial hätte, was das Gemeindeoberhaupt verneinte, da in den Verkehrsmitteln keine hundertprozentige Erfassung der Fahrgäste stattfinde. Gunther Kraus (CSU) erklärte, es sei in jedem Fall ein Mehrwert für die Gäste, schon allein, dass man nach Kufstein komme. Zudem sei es auch günstiger, nach München zu fahren. Wenn man mehr Möglichkeiten für Ausflüge habe, würden die Gäste länger bleiben. Das Gemeindeoberhaupt fügte hinzu, dass sich andere Gemeinden auch für die zweite Variante entschieden hätten. Wenn Prien dies nicht machen würde, wäre der Aufschrei bei den Gästen, aber auch den Leistungsträgern sicher groß. Bei der Abstimmung entschieden sich dann alle Räte für die Variante zwei.
Touristische Zahlen
Danach informierte der Leiter der Tourist-Info Florian Tatzel über die touristischen Zahlen für Übernachtungen und Ankünfte bis einschließlich dem dritten Quartal. Seit 2024 könnten die Gäste jeden Beherbergungsbetrieb online buchen. Damit seien die Buchungen im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent von 1.274 (2023) auf 1.811 (2024) gestiegen, die Zahl der Übernachtungen sogar um 67 Prozent von 6.073 (2023) auf 10.168 (2024). Der Umsatz habe sich um knapp 80 Prozent von 608.000 Euro (2023) auf über eine Million Euro (2024) erhöht. Man sei also auf dem richtigen Weg, so Tatzel.
Vergleich der Anbieter
Bei den Ankünften insgesamt bis einschließlich September habe es zum Vorjahr ein kleines Minus ergeben, bei den Übernachtungen ein Plus von 3,15 Prozent. Vor allem die Campingplätze wiesen bei den Übernachtungen eine schöne Steigerung auf; das Vorjahr sei hier aufgrund des schlechten Wetters nicht so gut gelaufen. Auch die Ferienwohnungen hätten bei den Übernachtungen eine leichte Steigerung erzielt. Die Hotels hätten bislang rund 3.800 weniger Übernachtungen als im Vorjahr verzeichnen können, weshalb manche Hoteliers nicht ganz zufrieden seien, die Mehrheit hingegen schon, so Tatzel.
Erster Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) wies mit Blick auf die Online-Buchungen hin, dass 21 Prozent dieser Buchungen über die Tourist-Info gelaufen seien. Was den Kritikern, die meinten, man brauche diese Institution nicht, klar widerspreche. Gunther Kraus (CSU) erklärte, mit Blick auf die Diskussionen im Bauausschuss gegen die Umnutzung in Ferienwohnungen zeige die Übersicht, dass dieses Angebot sehr viele Gäste nach Prien bringe. Tatzel ergänzte, gerade für junge Familien sei dies die bevorzugte Art der Unterbringung. Steindlmüller sagte, ein breiter Mix sei sehr wichtig, mit dem man für jede Wetterlage etwas anbieten könne. Das Gemeindeoberhaupt fasste zusammen: Die Ankünfte seien leicht gesunken, die Zahl der Übernachtungen aber gestiegen, was zeige, dass die Aufenthalte länger gewesen seien, was sehr wünschenswert sei. Der Punkt stand zur Kenntnisnahme.
Maßnahmen gegen Leerstand
Im letzten Tagungspunkt ging es um den gewerblichen Leerstand vor Ort. Wie der Leiter für Kultur, Tourismus und Wirtschaft Tobi Huber erklärte, sei dieser Abstieg leider kontinuierlich und die Gründe unumkehrbar. Man könne dies nicht wirklich beeinflussen, es handele sich um eine gesellschaftliche Entwicklung. Immer mehr würden auch ältere Käufer auf den Online-Handel zurückgreifen, die jüngeren seien eh ständig online. Die »Bummel-Kultur« verliere immer mehr an Bedeutung. Laut einer Studie würden 41 Prozent der Befragten erklären, sie hätten den Spaß daran verloren, 34 Prozent sagten, sie würden am liebsten überhaupt keine Zeit mit Einkaufen verbringen. Allein Lebensmittel, Lifestyle-Produkte sowie körpernahe Dienstleistungen wie sie Friseur oder Kosmetiker anbieten würden, blieben stabil.
Drei Säulen
Er sehe drei Säulen, um dem entgegenzuwirken. Zum einen müssten die Ladengeschäfte attraktiv ausgestaltet werden. Zum anderen solle der Gewerbeverein die Rahmenbedingungen verbessern, z. B. mit Austausch, Schulungen und Netzwerken. Darüber hinaus müsse die Gemeinde die Arbeit der Prien Partner finanziell stärker unterstützen. Als kurzfristige Maßnahmen regte er an, die Kommunikation zu verbessern, den Wirtschaftsstandort besser in Szene zu setzen, vielleicht Leerstände für Kunstausstellungen zu nutzen und vor allem den Ortskern mit seinen Fassaden und Schaufenstern attraktiv und sauber zu halten.
Diskurs im Gremium
Michael Anner (CSU) erklärte, man könne diesen Wandel nicht zurückdrehen. Aber man müsse auch nichts schlechtreden. Leider könne die Gemeinde nichts gegen hohe Ladenmieten tun. Natürlich würde man die Prien Partner unterstützen. Er frage sich, was aus der Online-Plattform »Chiemsee Shopping« geworden sei. Huber erklärte, damals sei es die richtige Entscheidung gewesen, heute würde sie aber nichts mehr bringen. Um die Seite als Handels-Plattform zu nutzen, müssten die Ladenbesitzer ihre Produkte aktuell einpflegen, was sie aber nicht tun würden. Kersten Lahl (BfP) brachte ein, dass sich Prien auf seine Besonderheiten konzentrieren müsse. Der Ort habe viele Touristen und Klinikgäste, die nicht online einkaufen würden, sondern vor Ort. Daher müsse man die Wege ins Zentrum besser anbinden, viele Hotels und Kliniken lägen entfernt davon. Erster Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) erklärte, man werde kurzfristig mit einem Image-Video den Standort bewerben. Bei einer halben Million Gäste pro Jahr sei das eine sinnvolle schnelle Lösung. Weitere Maßnahmen würde man in der Haushalts-Klausur besprechen, man müsse sehen, was man sich leisten könne. Kunst im Leerstand könne man machen, die sei aber keine dauerhafte Lösung. Auf die Nachfrage von Gaby Rau, ob man nicht mit den Vermietern sprechen könne, erklärte er, dass man dies natürlich mache