https://www.prien.de/

15.11.2022

Wirtschafts-, Tourismus- und Digitalisierungsausschuss

»Digitale Einkaufsstadt«
Als Erstes wurde das Modellprojekt der Prien Partner »Digitale Einkaufsstadt« vorgestellt. Wie der Erste Vorsitzende des Gewerbevereins Dr. Herbert Reuther erklärte, sei der Förderantrag beim Freistaat Bayern positiv geahndet worden. Dies sei vor allem aufgrund der Unterstützung der Gemeinde möglich geworden. Durch deren Zuschuss in Höhe von 25.000 Euro seien sie überhaupt erst in die Lage gekommen, sich zu bewerben.

Stand des »Digitalen Schaufensters«
Die neue Projektleiterin, die Kommunikations-Wissenschaftlerin Anna Schlemer, stellte den aktuellen Stand dar. Begleitet werde das »Digitale Schaufenster« von der Medienprofessorin Dr. Brigitte Kölzer von der Technischen Hochschule Rosenheim (TH RO), umgesetzt von der Hellmedia GmbH in Kirchanschöring, die bereits mit der Prien Marketing GmbH zusammengearbeitet hatte. Es handele sich dabei nicht um einen Online-Shop, sondern um eine Art digitales Branchenbuch. Ein Vorteil sei dies vor allem für Einzelhändler, die selbst keinen Web-Auftritt hätten. Jeder könne sich registrieren, nicht nur Mitglieder der Prien Partner.

Vorteile für alle
Die Einzelhändler und Dienstleister bekämen einen eigenen Zugang und könnten so ihre Daten selbst einstellen bzw. aktualisieren oder dies über sie als Ansprechpartner einpflegen lassen. Die Firmen würden einheitlich präsentiert. Dafür würde ein ansässiger Fotograf Bildmaterial erstellen, dies seien die einzigen Kosten für die Nutzer, die entstünden. Der Kunde profitiere von einer schnellen übersichtlichen Suche und könnte so aktuelle Aktionen oder Neues erfahren. Für die Gemeinde sei es ein Imagegewinn und bewirke eine Steigerung der Attraktivität. Bis Ende November solle eine Demo-Version fertiggestellt sein, das Corporate Design bis Ende Januar stehen, Start sei für April geplant.

Investitionen und Förderungen
Es entstünden Kosten in Höhe von 124.000 Euro, von denen 54.500 Euro für die Schaffung des Portals, 12.000 Euro für die Begleitung durch die TH RO, 38.500 Euro für die Lohnkosten, 12.000 für die Lohnnebenkosten und 7.000 Euro u. a. für die Büroausstattung verwendet würden. Unterstützt würde das Projekt mit 116.000 Euro, die von der ansässigen VR Bank und der Sparkasse mit je 10.000 Euro, den Prien Partnern mit 20.000 Euro, der Gemeinde mit den bereits genannten 25.000 Euro, einer staatlichen Förderung in Höhe von 48.000 Euro sowie einer privaten Spende in Höhe von 3.000 Euro. Es bleibe ein Defizit von 8.000 Euro. Erster Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) sagte, er hoffe, dass möglichst alle Einzelhändler und Dienstleister mitmachten. Schlemer erklärte, für die Suchmaschine Google sei es gut, wenn nicht alle Geschäfte sofort gelistet seien, sondern sich das Portal kontinuierlich entwickle. Der Punkt stand zur Kenntnisnahme.

Sachstand Prienavera
Danach informierte Erster Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) über den Sachstand des Prienavera Erlebnisbads. In Ergänzung zum aktuellen Stand, der in der vorausgegangenen Sitzung des Marktgemeinderats vom Gemeindeoberhaupt vorgetragen wurde, erklärte er, dass von den bis dato in 2022 142.000 gezählten Gäste 60 Prozent über 18 Jahre, 25 Prozent unter 18 Jahren alt gewesen seien. Der Zwei-Stunden-Tarif sei zu 39 Prozent, der Vier-Stunden-Tarif zu 33 Prozent gebucht worden. Die Tageskarte sei nur von 7 Prozent der Besucher gewählt worden. Wie Erster Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) ergänzte, habe das Bad zur Revision zwei Tage früher als geplant geschlossen werden müssen, da die gesamte Steuerungstechnik ausgefallen sei. Er hoffe, dass man im November wieder öffnen könne. Ab Ende März beginne dann die große Sanierung, für die das Bad bis Ende August geschlossen bleibe. Man hoffe, dann im September komplett runderneuert wieder öffnen zu können. Der Punkt stand zur Kenntnisnahme.

Touristische Zahlen
Danach informierte Andrea Hübner, Geschäftsführerin der Prien Marketing GmbH, über die touristischen Zahlen des aktuellen Jahres im Vergleich zu 2019. In allen Übernachtungs-sparten seien die Zahlen zurückgegangen, mit Ausnahme der Ferienwohnungen, die knapp über den Zahlen von 2019 liegen würden. So hätten sich die Ankünfte (ohne Kliniken) um 12,16 Prozent, die Übernachtungen um knapp 5 Prozent reduziert. Mit einem Anteil von 87 Prozent stammten die Gäste aus Deutschland, gefolgt von den Niederlanden mit 3 Prozent und Österreich mit 2,7 Prozent. Die meisten Urlauber seien Bayern (knapp 20 Prozent), gefolgt von Reisenden aus Baden-Württemberg (7,7 Prozent), Nordrhein-Westfalen (7 Prozent), Hessen (4,3 Prozent) und Rheinland-Pfalz (2,2 Prozent).

Mehr Statistik gewünscht
Auf die Nachfrage von Kersten Lahl (Bürger für Prien, BfP), inwieweit bzw. wann es noch Auslastungskapazitäten gebe, erklärte Florian Tatzel, Leiter des Touristbüros, die Hauptsaison sei sehr gut ausgelastet, in der Mittel- und Nebensaison gebe es noch Spielraum. Daher würden man die Werbeaktionen auch auf diese Zeiträume konzentrieren. Martin Aufenanger (Freie Prien, FP) wollte wissen, wie sich die Zahlen in der Nebensaison im Laufe der Jahre entwickelt hätten, Gunther Kraus (CSU) inwieweit bestimmte Veranstaltungen sich auf die Buchungen auswirkten. Michael Anner (CSU) erklärte, dass es auch an der Vermarktung und der Qualität des einzelnen Hotels oder Gasthof liege, wie die Auslastung sei. Die Nachfragen aufnehmend, erklärte das Gemeindeoberhaupt, in der nächsten Sitzung entsprechende Statistiken aufzuzeigen. Dies würde dann aber in der nichtöffentlichen Sitzung sein, da die Buchungsdaten der Gastbetriebe diskret zu behandeln seien. Auch dieser Punkt stand zur Kenntnisnahme.

Tourismus als Wirtschaftsfaktor
Danach zeigte Andrea Hübner die Auswirkungen des Wirtschaftsfaktors Tourismus für die Marktgemeinde auf. Diese waren von einer Agentur ausgewertet worden. Erster Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) erklärte zuvor, es sei überaus interessant zu hören, wer im Ort vom Tourismus profitiere. Denn er müsse sich aufgrund des »gefühlten Übervoll-Seins” viel Kritik über die Lärmbelästigung sowie die vollen Straßen und Parkplätze betreffend anhören. Wie Hübner ausführte, sei Tourismus ein Umsatzbringer, der auch mit Instrumenten wie die Kurtaxe oder die Fremdenverkehrsabgabe zur Verbesserung der lokalen Infrastruktur sorge, von der Gäste wie Einheimische profitierten. Zudem schaffe er zahlreiche Arbeitsplätze.

Tages- und Übernachtungsgäste
Laut der Studie kamen in 2019 1,6 Mio. Tagesreisende sowie über eine halbe Million Übernachtungsgäste nach Prien. Sie bescherten bei 2,2 Mio. Aufenthaltstagen insgesamt 122,4 Mio. Euro Umsatz; 41,3 Mio. Euro stammten von den Tagesgästen, 81,1 Mio. Euro von den Übernachtungsgästen. Insgesamt profitierte davon mit 60,5 Mio. Euro (knapp 50 Prozent) das Gastgewerbe, mit 20,6 Mio. Euro (rund 17 Prozent) der Einzelhandel sowie mit 41,3 Mio. (rund 33 Prozent) der Dienstleistungssektor wie Kosmetikerinnen und Friseure. Wie die Agentur errechnete, fließen allein aus der Mehrwert- und Einkommensteuer rund 11,3 Mio. Euro an Bund, Länder und Kommunen.

Entwicklung im Zehn-Jahres-Vergleich
In einem Vergleich von 2009 zu 2019 wurde die Entwicklung im Zehn-Jahres-Vergleich aufgezeigt. So nahm die Zahl der Übernachtungen um knapp 68 Prozent zu, die Bruttoumsätze stiegen von 42 Mio. Euro auf 81 Mio. Euro, was ein Plus von rund 92 Prozent ist. Die Bruttoumsätze des Gastgewerbes stiegen in dieser Zeit um 60 Prozent, die des Einzelhandels um rund 20 Prozent, die des Dienstleistungsbereichs um knapp 75 Prozent. Das errechnete Einkommens-Äquivalent stieg in dieser Zeit von 1.630 auf 2.050 Personen, was ein Plus von rund 26 Prozent und als ein Anstieg an Arbeitsplätzen zu verstehen ist. Wie Andrea Hübner als Fazit erklärte: »Alle profitieren, der Tourismus ist ein Segen für die Region.« Auch Erster Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) freute sich, dass sich alle Umsätze dank des Tourismus erhöht hätten. Auch dieser Punkt stand zur Kenntnisnahme.

Marktgeschehen vor Ort
Als Letztes kamen die Märkte und verkaufsoffenen Sonntage im Markt zur Sprache. Wie Donat Steindlmüller von der Geschäftsleitung sagte, seien bisher bis zu fünf Märkte angeboten worden. Dabei habe der Jakobimarkt Mitte Juli in den vergangenen Jahren die schlechtesten Besucherzahlen erzielt. Man überlege, es bei drei Märkten pro Jahr zu belassen. Wie Erster Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) ergänzte, würden auch die Einzelhändler bei dieser Veranstaltung über mangelnde Umsätze klagen.

Mai statt Juli
Auf Anregung von Michael Anner (CSU) kam die Idee auf, statt des nicht mehr angebotenen Antikmarkts im Mai einen neuen Markt zu kreieren und dafür auf den Jakobimarkt zu verzichten. Die Abstimmung darüber erfolgte einstimmig; die Verwaltung wurde beauftragt, sich diesbezüglich mit den Prien Partnern auszutauschen und deren Präferenzen bezüglich eines Wechsels des Markts mit verkaufsoffenem Sonntag vom Juli in den Mai einzuholen. Wie gehabt finden der Mittfastenmarkt am dritten Fastensonntag, der Erntedankmarkt Ende September / Anfang Oktober sowie der Kathrein-Markt am 24. Sonntag nach Pfingsten, jeweils mit offenem Einzelhandel, statt.