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Lausbub mit anarchischem Charme

Sebastian Weyerer kommentierte pointiert als

Ein wirklich tolles Stück lieferten die Priener anlässlich des Jubiläumsjahres »850 Jahre Prien« ab: Ein »Lausbub namens Ludwig« ließ nicht nur ein Stück Heimatgeschichte lebendig werden, es war zugleich Hommage an den Schriftsteller Ludwig Thoma, der einen Teil seiner Jugend in Prien verbracht hat.

Für das Stück, das Horst Rankl geschrieben und Rainer Winzek inszeniert hat, gab es keinen passenderen Aufführungsort als den Innenhof des Ludwig-Thoma Gymnasiums. Zumal dieser auf der Rückseite des ehemaligen Gasthofs »Kampenwand« liegt, den Thomas Mutter einst gepachtet hatte. Sebastian Weyerer kommentierte das »frühe Stadium seiner Menschwerdung« und verfolgte die einzelnen Spielszenen als erwachsener Thoma.

Alle Rollen waren hervorragend besetzt und es war kaum zu glauben, dass die Schauspieler bei der Premiere »zum ersten Mal alle zusammen auf der Bühne standen«, wie Winzek einem verblüfften Publikum am Ende berichtete. Stefan Bainsky schlüpfte gekonnt in die Rolle des wilden Buben, der seine leidgeprüfte Mutter (Johanna Winzek), seine Schwester Ännchen (Melanie Slabon) und eine wirklich garstige »Tante Frieda« (Angelika Tarkusch) zur Verzweiflung treibt. Sogar den Raffenauer Weiher, tatsächlicher Ort des Untergangs der »Preussen«, hatten die Organisatoren im Schulhof entstehen lassen. Hier sprengte Ludwig das Spielzeugschiff von Arthur (Matthias Stoib) und verunstaltete zusammen mit seinem Spezl »Fritz« (Markus Fischer) die Skulptur der nackten Jungfrau. Peter Tarkusch gab einen ganz hervorragenden Pfarrer, der so recht nach seinem Spitznamen »Kindlein« geriet. Mit dem Pfarrer war genauso wenig gut Kirschen essen, wie mit dem Hauptmann Semmelmeier (Günter Bainsky) und seiner Gemahlin (Gabi Pfündl) zu denen Ludwig zwecks Besserung zwangsverschickt wurde. Doch der Lausbub wusste sich auch hier zu helfen.

Das Publikum freute sich über die ideenreiche Inszenierung und das schöne und aufwendige Bühnenbild. Alfred Schelhas, der eine Doppelrolle als Geheimrat und als Prinzregent hatte, rollte am Ende mit der Pferdekutsche in den Schulhof und wurde von der Priener Blaskapelle und der Liedertafel unter Leitung von Rainer Schütz würdig begrüßt.

Minutenlanger Applaus war der Beweis für eine wirklich schöne und gelungene Aufführung und der Dank des Publikums an die Organisatoren und Schauspieler.